Auch am
dritten Tag haben Rainer und ich wieder einiges auf der Diagonale 2014 gesehen
und erlebt. Man merkt uns langsam eine Unzufriedenheit an, die einfach zum gepflegten
Festivalgespräch gehört.
Patrick: Wie
ist dein Müdigkeitslevel nach 3 Tagen?
Rainer: Ganz
ok. Ich glaube aber meine Augen gehen kaputt, bevor ich zusammenbreche.
Patrick:
Hast du viel Blut in den Filmen gesehen
im bisherigen Verlauf?
Rainer:
Nein. Ich glaube nicht. Deinen Fragen nach zu urteilen ist dein Müdigkeitslevel
schon recht hoch.
Patrick:
Nein. Zwar habe ich ein wenig mit einer Erkältung zu kämpfen, aber der Grund
meiner Frage war, dass ich gestern im SciFi- bzw. Horrorprogramm der
Kurzspielfilme war und da gab es Blut zu sehen. Allerdings war dieses Programm
furchtbar. Man fragt sich, warum mancher junger Filmschaffender gefördert wird.
Es geht nicht alleine um die Qualität der Filme, sondern auch um diese
Anmaßungen. Was dort erzählt wird, ist zum Teil untragbar und traurig.
Rainer: Ich
hab dir gesagt, du sollst dir die Kurzspielfilme nicht ansehen Österreich kann
meiner Einschätzung nach zwei Dinge ganz gut: Dokumentarfilme und
Avant-Garde-Filme (es gibt natürlich auch ein paar wenige Ausreißer nach oben
im Spielfilmbereich). Ich habe einen wunderbaren einstündigen Dokumentarfilm
über palästinensische Kinder gesehen ("Das erste Meer"), der
kurioserweise an einen viertelstündigen 16mm-Film über zwei französische
Straßenmusiker in Paris gekoppelt war ("Virgil & Evan").
Letzterer war ok, ersterer phänomenal. Die Innovatives Kino-Schiene hat auch
gehalten was es versprochen hat, auch wenn die Programme 2 und 4, das Niveau
des Programm 1 nicht halten konnten. Das wäre aber auch eine unrealistische Vorgabe.
Patrick: Ich
glaube nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Gerade im Nachwuchsbereich
kann sich immer sehr schnell etwas verändern oder man kann junge Talente
entdecken und das ist in meiner Funktion als Autor für Nisimazine auch die
Aufgabe. Dem Innovativen Kino werde ich mich heute auch widmen. Bin da sehr
gespannt. Innovativ ist für mich bisher nur Agnès Godard hier. Das wusste ich
schon vorher, aber jetzt umso mehr. Palästina ist ein großes Thema dieses Jahr,
oder?
Rainer: Auf
jeden Fall. Das wollte ich gerade ansprechen. Die Thematik ist absolut
überrepräsentiert - nicht nur der Konflikt von Israel und Palästina, sondern
jüdische Geschichte allgemein: kaum ein Programm oder ein Film, in dem nicht
entweder ein Nazi oder Israeli vorkommt - das ist auf die Dauer doch etwas
ermüdend. Umso beeindruckender aber, das ich mit "Das erste Meer" so
viel anfangen konnte.
Patrick:
Irgendwoher muss man ja die Förderungen bekommen. Sonst scheint mir ein großes
Thema Frauen im Film zu sein. Vor allem Frauen hinter der Kamera. Da ist die
Diagonale sehr offensiv. Das kann man auf der einen Seite begrüßen, auf der
anderen Seite finde ich es immer schrecklich, wenn das zum Thema wird. Wenn
dann mit Agnès Godard über die Moral bei der Darstellung von Sex gesprochen
wird, bekomme ich Kopfweh. Diese Themen gibt es jetzt seit 40 Jahren und sie
werden immer unheimlich zeitgenössisch aufgefasst, dabei ist das einfach nur
angestaubt. Es ist halt im Mainstream angekommen jetzt.
Rainer: Mir
ist vollkommen egal wer einen Film macht, Hauptsache das Ergebnis stimmt. Zum
Glück wurde dieses leidige Thema aber in meinen Filmen bzw. in den
dazugehörigen Publikumsgesprächen noch nicht wirklich thematisiert.
Patrick: Das
kann man wohl unterschreiben. Gestern wurde bei mir sogar der Regisseur
gefragt, warum in seinem Film so viel geraucht wird. Noch zum Abschluss:
Welches ist bislang dein Lieblingskino hier?
Rainer:
Großartig! Ich finde Schauspieler atmen auch relativ viel - könnte man da nicht
etwas machen? Von den Kinos gefällt mir das Schubertkino am besten. Es hat ein
nettes Arthaus-Flair und die haben dort tollen Cappuccino. Das Rechbauer hat
den Charme eines alten Vorstadtkinos und der angeschlossene DVD-Verleih ist
eine nette Idee, der Saal an sich aber eher weniger spannend. So richtig begeistern
kann mich aber keines der Kinos.
Patrick: Ich
habe das atmen kaum noch gehört vor lauter Soundtracks und überambitioniertem
Sounddesign. Aber egal. Ich wünsche einen schönen Tag.
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