An dieser Stelle ist es mir wieder eine
große Freude ein Projekt von jungen Filmemachern vorzustellen und mit der
Hauptverantwortlichen, Stefanie Weberhofer, darüber zu sprechen.
Salzburger
Filmstudenten haben sich zusammengetan, um einen Episodenfilm mit dem Thema
„Sprachlosigkeit“ zu realisieren. Dabei wurden drei Episoden gedreht, die alle
in unterschiedlichen Epochen (40er, 70er, Gegenwart), aber im gleichen Haus spielen
und eben Sprachlosigkeit als gemeinsames Thema haben und sich auch sonst hier
und da berühren sollen. Dabei funktioniert jede
Episode auch eigenständig.
„Sollte das
Episodenkonstrukt nicht funktionieren, haben wir
wenigstens drei Kurzfilme von zehn bis fünfzehn Minuten“, meint Steffi zum Einstieg.
In
welchem Rahmen ist das Projekt entstanden?
Es ist unser Abschlussprojekt
von der FH Salzburg im Studiengang MultiMediaArt. Wir haben uns gedacht, bevor
mehrere kleine Abschlussarbeiten entstehen, machen wir lieber etwas Größeres
gemeinsam. Dabei stand im Vordergrund möglichst viel ausprobieren zu
können. Bei einem Film war ich
Kamerafrau, bei einem anderen Oberbeleuchterin.
Inwiefern
hat euch die Uni geholfen?
Also die Idee dazu entstand im Rahmen des
Unterrichts und sonst haben wir eigentlich unser Ding gemacht. Allerdings war
es immer möglich sich bei Fragen an die Uni zu wenden
und Feedback einzuholen.
Warum
habt ihr euch für einen Episodenfilm entschieden?
Zunächst stand die Idee im Raum etwas
gemeinsam zu realisieren. Wie macht man das? Wir mussten also erst ein
gemeinsames Thema finden und dann haben wir uns einfach zusammengesetzt und sind gemeinsam auf das Thema Sprachlosigkeit gekommen. Es
gab drei Regisseure, die jeweils eine Idee hatten und so gibt es jetzt
drei Episoden.
Gab
es viele Konflikte und Diskussionen in einer so großen Gruppe?
Es verlief überraschend
friedlich, aber natürlich gab es Probleme.
Ich war ja auch die Produktionsleiterin (kreative Leitung) des Gesamtprojekts und ich habe
mich oft mit den RegisseurInnen und
DrehbuchautorInnen zusammengesetzt, weil es einfach verdammt schwer war
für die Macher der einzelnen Episoden das Gesamtkonzept im Auge zu behalten.
Oft wollten sie keine Einschränkungen machen in ihren eigenen Geschichten, die
aber der Episodenstruktur geholfen hätten. Es geht um die Zusammenhänge
zwischen den Episoden. Da war einfach ein ständiger Widerspruch da. Das hätten
wir besser lösen können.
Wie
lange habt ihr gedreht?
Insgesamt 16 Drehtage, wobei das vor allem
an einer Episode liegt, die aufgrund von zahlreichen Sperrterminen von
Schauspielern auf insgesamt 9 Drehtage kam. Ein Drehtag war dann extra für die
Rahmenhandlung, die die Episoden verknüpfen soll.
Habt
ihr Förderung erhalten?
Die Stadt Salzburg hat uns mit 3000 Euro
für die Projektentwicklung unterstützt, 300 Euro haben wir von der
Landesregierung Kärnten erhalten. Ein paar Förderungen stehen noch offen. Es
ist echt schwer an Geld zu kommen. Habe das zum ersten Mal gemacht mit genauer
Kalkulation und Projektmappe und allem, was dazugehört. Wir wurden trotzdem
fast überall abgewiesen, einmal sogar mit der charmanten Aussage, dass es an
fehlender Qualität läge.
Wie
weit seid ihr mit dem Film?
Der Film ist abgedreht und der erste
Rohschnitt wurde bereits gesichtet. Wir sind zufrieden.
Woher
hattet ihr euer Equipment?
Bis auf die Optiken haben wir alles von der
FH bekommen. Es ist halt absolut so, dass man sich in der Auflösung und seinen
kreativen Ideen am Equipment orientieren muss und nicht andersherum. Wir hatten
auch einen Dolly, aber dann gab es Transportschwierigkeiten und wir mussten ihn
wieder abbestellen.
Wie
hast du als Kamerafrau gearbeitet?
Ich war natürlich schon im Drehbuchprozess
beteiligt und daher lief da schon sehr viel in meinem Kopf ab. Eine Methode von
mir ist, dass ich Screenshots sammel. Das mache ich eigentlich das ganze Jahr
und dann halt nochmal gezielt auf die Filme. Man schöpft natürlich aus
Vorbildern und auch viel aus Recherche. Ich habe ca. zwei Wochen vor Drehbeginn
Storyboards gemacht und die Auflösung gestaltet. Das habe ich alleine gemacht und mich dann immer wieder mit Regisseurin
Pia getroffen. Die hat mir da freie Hand gelassen, was ich sehr zu schätzen
wusste und das liegt mir auch sehr. Mir ist wichtig, dass jedes Bild
etwas aussagt.
Kannst
du dir auch vorstellen als Kamera zu arbeiten ohne die Auflösung selber zu
machen?
Eigentlich nicht. Das ist der Teil der
Arbeit, der mir am meisten Spaß macht. Die Regie kann sich auf Schauspielarbeit
und Drehbuch konzentrieren.
Wie
geht es bei dir weiter?
Erst mal muss ich meine Abschlussarbeit
fertigmachen. Dann will ich eigentlich ein Jahr nicht studieren, viel Reisen
und Fotografieren. Danach mal schauen. Weiterstudieren ist finanziell nicht so
leicht, aber eine Filmhochschule würde mich auch noch reizen. Vielleicht auch
Fotografie. Mein großer Traum ist jedenfalls einmal eine Unterwasserkamera
führen zu dürfen. Das verbindet meine zwei großen Leidenschaften: Tauchen und
Filmen.
Ist
es für dich realistisch als Kamerafrau arbeiten zu können?
Ich will es, also ist es realistisch. Ich
habe mal ein Praktikum in der Aufnahmeleitung gemacht und da wird man nur
belächelt: Als Frau wird das nichts, sagen die.
Dieses
Gefühl wird einem doch oft gegeben von bereits in der Branche arbeitenden
Leuten?
Ja. Das liegt auch an diesem unendlich
langen Weg. Alles wirkt so undurchsichtig. Was sind denn bitte die Kriterien?
Ja,
wo liegen denn die Qualitätsunterschiede? Worin siehst du zum Beispiel Qualität
in einem Kurzfilm?
Vielleicht liegt die Qualität schon in der
PreProduction? Also, dass ein Plan dahintersteht, ein in sich schlüssiges
Konzept. Sowas sieht man. Es muss überlegt und durchgedacht sein.
Wird
das im Publikum auch bemerkt?
Ich will damit nicht sagen, dass mir das
Publikum egal ist. Ich glaube sogar, dass
es durchaus im Publikum bemerkt wird. Vielleicht nicht beim ganz
unüberlegten 0815 Zuseher, aber der ist mir dann wirklich egal.
Fällt
heute nicht auf, dass viele Filme auf den Nachwuchsfestivals sich auf visueller
Coolness und Perfektion ausruhen. Es gibt doch so einen Ästhetikdrang.
Für mich liegt die Priorität auf der
Aussage.
Hast
du Vorbilder?
Ja, Matthew
Libatique ("Black Swan", "Inside Man") und
Michael Slovis ("Breaking Bad"). Da saß ich echt vor dem Bildschirm /der Leinwand und habe nur gedacht: Wow!
Die sind ja auch nicht darauf aus, zwingend ästhetisch schöne Bilder zu machen
und genau deshalb inspirieren sie mich auch. Wie gesagt: Eine Aussage in jedes
Bild. Bei Sprachlos hatten wir zum Teil auch zwei Kameras. Eine hieß Matthew
und eine Michael.
M. Libatique |
Hattest
du während des Drehs nicht manchmal das Gefühl, dass alles schlecht wird und du
solchen Vorbildern nie gerecht werden kannst?
Während des Drehs hatte ich solche Gefühle
nicht, nein.
Wie
wird es weitergehen mit eurem Film?
Wir zielen damit auf jeden Fall auf
Festivals. Wir wollen bei „Cinema Next“
mitmachen, dem österreichischen Studentenfilmfestival. Der Traum wäre die
Diagonale, aber das ist fast unmöglich als FH-StudentInnen.
Infos zum Film gibt es hier:
Die Möglichkeiten eine eigene Sprache und einen eigenen Ansatz zu finden sind beim Machen von Studenten-, Nachwuchs- und Amateurfilmen oft sehr gering. Es ist ein konstanter Kampf zwischen dem eigenen Traum und der harten Realität, der nicht vorhandenen Mittel. Das zieht sich selbstverständlich bis zu den Profis so mit, ist aber insbesondere im Bereich des Kamera- und Lichtdepartments bei Low-to-No-Budget Produktionen immer wieder frustrierend. Die einschlägigen Kameramodelle, die auf diesem Niveau verwendet werden haben inzwischen sowas wie einen Allerweltslook und sind in Youtube und Vimeo praktisch auf jedem ambitionierten Kurzfilm im Nachwuchsbereich so zu sehen; Filmschulen geben da oft noch ein bisschen Gegenwind, aber unterliegen prinzipiell auch den Gesetzen der Zeit. Das hat den großen Vorteil, dass ein Film strenggenommen inhaltlich überzeugen muss und den großen Nachteil, dass eine visuelle Perfektion oft genau dort erwartet wird, wo sie nicht geleistet werden kann bzw. sie vorrausgesetzt wird bei Filmemachern. Bei dramaturgischen oder inszenatorischen Schwierigkeiten tendiert man dazu, wenn das Gesamtpaket stimmt, darüber hinwegzusehen. Bei Kameraarbeit meint jeder mitreden zu können-insbesondere seit dem auf Fotoapparaten gedreht wird; im Internet kursieren diverse Filme, die die Technik dieser Kameras bis zur Perfektion ausgereizt haben und das ist dann der Maßstab. Über die dramaturgische Bedeutung der Kamerarbeit und die damit verbundenen Kompromisse bzw. über den Lichtaufwand und die allgemeine vorhandene Zeit, den Bedingungen an Nachwuchsfilmsets denkt keiner nach.
Man muss aufpassen, dass Filmemachen weiterhin denen bleibt, die es beherrschen; durch flotte Ideen und Kreativität ist es vielen Designern und Mediengestaltern gelungen, in eine sich auftuende Nische zu springen: Die, der visuellen Wahrnehmung, die in der wir uns allzugerne blenden lassen. Ein visuelle Konzept sollte jedoch immer über der bloßen äußerlichen Schönheit stehen im Film. (alles andere ist Werbung); Film ist aber immer auch Auseinandersetzung. Im wahrsten Sinne aller Bedeutungen. Film hat einen ganz eigenen Stil, von Film zu Film unterschiedlich. Auch wenn diese Theorie in der Praxis nicht anwendbar ist, so muss Film in der Betrachtung dennoch weiterhin autorenbezogen sein. Es ist unwiderruflich, dass die wahren Filmemacher gestern, heute und morgen erkennbar sind, sich auszeichnen und entwickeln. Nur weil heute jeder Filme machen kann, kann heute nicht jeder Filme machen. Selbst wenn es bei allen so aussieht.
Bei "Sprachlos" wird man das ganz genau beobachten können. Als Gesamtwerk und in den einzelnen Episoden. Ich halte dieses Projekt gerade daher für interessant. Drei Regisseure, die sich unter ähnlichen Bedingungen, innerhalb eines Omnibusprojektes probieren. Selbst, wenn es um das Gesamtprojekt gehen wird, so wird in der Rezeption unweigerlich verglichen zwischen den Episoden. ("Deutschland im Herbst" oder "Paris je t'aime" haben das im professionellen Bereich u.a. bewiesen); man darf also auf das Ergebnis gespannt sein und inwiefern hier Filme produziert wurden. Wenn daraus dann tatsächlich ein zusammenhängender Film entsteht: Sprachlos.
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