Donnerstag, 20. März 2014

Diagonale 2014: Grand Central von Rebecca Zlotowski



Der Fall um „Grand Central“ von Rebecca Zlotowski scheint einfach erklärt. Die 33jährige Französin hat ein sehr gutes Gespür für Bilder und Töne, sie ist in der Lage einen zeitgenössischen Film zu machen, der handwerklich und ästhetisch wenig Wünsche offen lässt und sie bringt diesen in einem originellen und spannenden Szenario unter. Aber dennoch fehlt dem Film etwas und das möchte ich hier als Persönlichkeit bezeichnen.
 

Erzählt wird die Geschichte von Gary Manda, der beginnt in einem Atomkraftwerk zu arbeiten. Unter den Arbeitern lernt er die quasi-verlobte Karole kennen und die beiden beginnen eine gefährliche Affäre. Mit Léa Seydoux und Tahar Rahim hat Zlotowski das Liebespaar mit großen Namen des modernen französischen Kinos bestückt und auch sonst  ist die Fémis-Absolventin nicht scheu, sich bei den internationalen Größen des Festivalkinos ästhetisch zu bedienen. Neben Jacques Audiards und  Stéphane Fontaines Handkamera- und Cachespielereien aus „Un prophète“ haben auch Wong Kar-Wai oder Nuri Bilge Ceylan ihre Zitate bekommen. Doch weder überträgt sich die Energie und Direktheit von Audiard noch die Eleganz von Wong Kar-Wai auf ihr klassisches Melodram. Vielmehr verkommt der sehr ansehnliche Film zu einer Übung, die scheinbar keine Seele hat.

Der spannende, an Sowjet-Dystopien erinnernde Konflikt zwischen einer ständigen Bedrohung durch Verstrahlung und einer fatalen Liebesgeschichte  wirkt niemals besser als die Tagline selbst, alles ist etwas zu glatt, zu schön erzählt. Die Strahlung und der Sex würgen sich nicht gegenseitig heraus, sondern werden einfach gefilmt in Schönheit und Klarheit, aber nie in Poesie und Abhängigkeit. Zlotowski macht einen typischen Autorenfilm ohne sich selbst einzubringen. Was ist ihre Position zu dem allem? Ist sie neutral? Ist sie subjektiv? Wann erzählt sie vom wahrhaftigen Leben?


Demzufolge scheinen Tahar Rahim (Neugier, wachsendes Selbstbewusstsein, Sehnsucht) und Léa Seydoux (Nacktheit und Weinen) auch genau das zu spielen, was man von ihnen kennt, nichts in diese Film überrascht. Dennoch macht er Spaß, weil er Geschmack beweist. In diesem Fall ist Zlotowski eine gute Beobachterin des Weltkinos und scheinbar eine durchschnittliche Beobachterin der Welt. Bedenkt man allerdings ihr verhältnismäßig junges Alter, dann ist "Grand Central" sicherlich ein Blick in die richtige Richtung.


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