Freitag, 21. März 2014

3. Tag: Schlechte Horrorfilme und der ewige Palästina-Konflikt im Kino



Auch am dritten Tag haben Rainer und ich wieder einiges auf der Diagonale 2014 gesehen und erlebt. Man merkt uns langsam eine Unzufriedenheit an, die einfach zum gepflegten Festivalgespräch gehört.




Patrick: Wie ist dein Müdigkeitslevel nach 3 Tagen?

Rainer: Ganz ok. Ich glaube aber meine Augen gehen kaputt, bevor ich zusammenbreche.

Patrick: Hast du viel Blut in den Filmen gesehen  im bisherigen Verlauf?

Rainer: Nein. Ich glaube nicht. Deinen Fragen nach zu urteilen ist dein Müdigkeitslevel schon recht hoch.

Patrick: Nein. Zwar habe ich ein wenig mit einer Erkältung zu kämpfen, aber der Grund meiner Frage war, dass ich gestern im SciFi- bzw. Horrorprogramm der Kurzspielfilme war und da gab es Blut zu sehen. Allerdings war dieses Programm furchtbar. Man fragt sich, warum mancher junger Filmschaffender gefördert wird. Es geht nicht alleine um die Qualität der Filme, sondern auch um diese Anmaßungen. Was dort erzählt wird, ist zum Teil untragbar und traurig.

Rainer: Ich hab dir gesagt, du sollst dir die Kurzspielfilme nicht ansehen Österreich kann meiner Einschätzung nach zwei Dinge ganz gut: Dokumentarfilme und Avant-Garde-Filme (es gibt natürlich auch ein paar wenige Ausreißer nach oben im Spielfilmbereich). Ich habe einen wunderbaren einstündigen Dokumentarfilm über palästinensische Kinder gesehen ("Das erste Meer"), der kurioserweise an einen viertelstündigen 16mm-Film über zwei französische Straßenmusiker in Paris gekoppelt war ("Virgil & Evan"). Letzterer war ok, ersterer phänomenal. Die Innovatives Kino-Schiene hat auch gehalten was es versprochen hat, auch wenn die Programme 2 und 4, das Niveau des Programm 1 nicht halten konnten. Das wäre aber auch eine unrealistische Vorgabe.

Patrick: Ich glaube nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Gerade im Nachwuchsbereich kann sich immer sehr schnell etwas verändern oder man kann junge Talente entdecken und das ist in meiner Funktion als Autor für Nisimazine auch die Aufgabe. Dem Innovativen Kino werde ich mich heute auch widmen. Bin da sehr gespannt. Innovativ ist für mich bisher nur Agnès Godard hier. Das wusste ich schon vorher, aber jetzt umso mehr. Palästina ist ein großes Thema dieses Jahr, oder?

Rainer: Auf jeden Fall. Das wollte ich gerade ansprechen. Die Thematik ist absolut überrepräsentiert - nicht nur der Konflikt von Israel und Palästina, sondern jüdische Geschichte allgemein: kaum ein Programm oder ein Film, in dem nicht entweder ein Nazi oder Israeli vorkommt - das ist auf die Dauer doch etwas ermüdend. Umso beeindruckender aber, das ich mit "Das erste Meer" so viel anfangen konnte.

Patrick: Irgendwoher muss man ja die Förderungen bekommen. Sonst scheint mir ein großes Thema Frauen im Film zu sein. Vor allem Frauen hinter der Kamera. Da ist die Diagonale sehr offensiv. Das kann man auf der einen Seite begrüßen, auf der anderen Seite finde ich es immer schrecklich, wenn das zum Thema wird. Wenn dann mit Agnès Godard über die Moral bei der Darstellung von Sex gesprochen wird, bekomme ich Kopfweh. Diese Themen gibt es jetzt seit 40 Jahren und sie werden immer unheimlich zeitgenössisch aufgefasst, dabei ist das einfach nur angestaubt. Es ist halt im Mainstream angekommen jetzt.

Rainer: Mir ist vollkommen egal wer einen Film macht, Hauptsache das Ergebnis stimmt. Zum Glück wurde dieses leidige Thema aber in meinen Filmen bzw. in den dazugehörigen Publikumsgesprächen noch nicht wirklich thematisiert.

Patrick: Das kann man wohl unterschreiben. Gestern wurde bei mir sogar der Regisseur gefragt, warum in seinem Film so viel geraucht wird. Noch zum Abschluss: Welches ist bislang dein Lieblingskino hier?

Rainer: Großartig! Ich finde Schauspieler atmen auch relativ viel - könnte man da nicht etwas machen? Von den Kinos gefällt mir das Schubertkino am besten. Es hat ein nettes Arthaus-Flair und die haben dort tollen Cappuccino. Das Rechbauer hat den Charme eines alten Vorstadtkinos und der angeschlossene DVD-Verleih ist eine nette Idee, der Saal an sich aber eher weniger spannend. So richtig begeistern kann mich aber keines der Kinos.

Patrick: Ich habe das atmen kaum noch gehört vor lauter Soundtracks und überambitioniertem Sounddesign. Aber egal. Ich wünsche einen schönen Tag.

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