Freitag, 4. Oktober 2013

Interview mit Florian Sedmak und Anatol Bogendorfer



Im Rahmen des Hamburger Filmfests habe ich mich mit den beiden österreichischen Künstlern Florian Sedmak (F) und Anatol Bogendorfer (A) auf ein längeres und äußerst sympathisches Gespräch zu ihrem Film „Innere Blutungen“ getroffen, der dieses Jahr das Crossing Europe Festival in Linz eröffnet hat. In ihrem Film mischen sie in einer hypnotisierenden Weise Super-8 Found Footage und vorgelesene Zeitungsartikel aus den Jahren 1965-1975 und zeichnen damit zugleich ein bedrohliches Bild österreichischer Vergangenheit, als auch ein heimisches. Am Ende steht ein faszinierender Film, der sich ganz fest im österreichischen Filmschaffen zwischen Found Footage Romantik und dem seidlschen Erniedrigungskino etabliert und definitiv sehenswert ist. 



So, schalten wir mal dieses Gerät ein…

A: Soundcheck 2,3, Pegel passt.

F: 5,7,9,3.

Passt. Das Bild, das mir seit dem Screening eures Films nicht mehr aus dem Kopf geht, ist das Bild dieses menschlichen Körpers, der über einem Dorf schwebt. Was ist das für ein Bild und woher habt ihr das?

F: Das haben wir von einem Freund von mir. Das ist er im Alter von 8 oder 9 Jahren im Freibad von Bad Goisern, wie er vom Sprungturm springt. Sein Vater hat ihn fotografiert und ihn halt so erwischt, dass das Becken unten abgeschnitten ist. Ich finde auch, dass da etwas Magisches isst. Das alte Haus, die Berge im Hintergrund. Das war ja auch die erste Phase, erst mal Bildmaterial für das Vorhaben aufzutreiben. Das lief alles nach dem Motto: Grabe, wo du stehst. Ich habe einfach im Bekanntenkreis gefragt, ob ich für den besagten Zeitraum (1965-1975) privates Fotomaterial haben kann. Zu genau dem Bild gibt es auch eine kleine Anekdote. Meine Angst war ja immer so ein bisschen, dass das Publikum nicht versteht, dass die handelnden Personen auf der Leinwand mit denen im Text nichts zu tun haben, sondern dass das nur assoziative Zusammenhänge sind. Und ganz kurz bevor der Film dann zum ersten Mal in meiner Geburtsstadt Bad Ischl gezeigt wurde, hat der Vater des Protagonisten bei mir angerufen. Er war ganz aufgebracht und wollte wissen, wo das Foto her ist. Er hatte es in einer Zeitung gesehen und ist dann extra dafür in die Redaktion gefahren und hat gefragt, woher sie das Foto haben. Er konnte sich das nicht erklären, wie ein Foto, das er vor 40 Jahren aufgenommen hat, plötzlich in die Zeitung kommt. Die Zeitung hat ihn dann an mich verwiesen und es kam raus, dass sein Sohn ihm gar nichts davon erzählt hatte. Da wurde mir klar, dass mir der Sohn vier Fotoalben seiner Familie in die Hand gedrückt hatte, ohne irgendwem einen Ton darüber zu sagen. Da wird man natürlich nervös, ob noch mehr Tretminen im Film lauern. Aber bis jetzt kam nichts mehr in diese Richtung.

Wie genau seid ihr an das ganze Material gekommen und wie viel war es?

A: Was die Bildebene betrifft, war es eine lange Suche. Wir haben mit Fotos begonnen. Zunächst haben wir eben den Bekanntenkreis durchforstet, später haben wir dann Archive durchgraben. Relativ bald haben wir uns dazu entschieden nicht ausschließlich mit Fotos zu arbeiten, sondern auch mit Bewegtbild, weil die 60er und 70er Jahre gewissermaßen die Hochzeit der Hobbyfilmer auf Super-8 waren. Also haben wir begonnen Anzeigen zu schalten national und auch über die Grenzen hinaus. Wichtig war uns, dass es sich ausschließlich um Amateurmaterial handelt. Unser Gefühl war, dass wir mit Amateurmaterial näher an die Materie rankommen, also einfach diese Alltäglichkeit jener Zeit zu zeigen. Die Suche hat sich dann bis in die Montage fortgesetzt, insgesamt über 2,5 Jahre. Das Textmaterial gibt es dann ja auch noch. Dazu ist erst mal zu sagen, dass das alles true stories sind aus der regionalen Zeitung. Dort hat der Florian auch mal ein Praktikum gemacht.

F: Ja, eine freie Mitarbeit. Ich bin dann immer wieder ins Archiv der Stadtgemeinde gegangen und habe 11 Jahrgänge der Zeitung durchgeackert, habe einfach alles herausgeschrieben, was mir aus diversen Gründen interessant schien. Sei es wegen einer spektakulären Begebenheit, sei es eine unfreiwillige Komik in der Sprache, sei es eine gewisse Aussagekraft für die Zeit, die ich dahinter vermutet habe. Manchmal haben wir ja auch das Kinoprogramm im Film mit dieser komischen Mischung aus Western, Softpornos und anderen Filmen. 200 Seiten Textmaterial und 2700 digitalisierte Fotos und 250 Stunden Super-8 Filmmaterial waren das ungefähr.

Und nach welchen Kriterien habt ihr dann die Bilder ausgewählt, die zum jeweiligen Text erscheinen? Ich habe manchmal thematische Blöcke bemerkt, wie beispielsweise „Fußball“…aber wie seid ihr da vorgegangen?

A: Es gab kein Drehbuch, keine Shotlist oder so. Wir haben über 1,5 Jahre einfach eine Experimentierphase gehabt, in der wir nach einer sinnvollen Montage gesucht haben, ohne dass das zu offensichtlich und platt wirken würde. Nach dieser Phase hatten wir dann einen roten Faden gefunden. Wir haben kontrapunktisch gearbeitet und versucht einen Dialog zwischen Bild und Text herzustellen, der sich mehr ergänzt als aufeinander passt. Also Dinge sind zu hören, die nicht zu sehen sind oder umgekehrt. So können vielleicht in der Kombination Dinge aufgemacht werden, von denen beide Elemente einzeln gar nicht sprechen würden. Natürlich haben wir dann immer wieder versucht das zu brechen, es gibt eben auch konkretere Blöcke wie zum Beispiel „Fußball.“. Damit haben wir auch versucht zeitliche Querverbindungen herzustellen, wie etwa die Fußballweltmeisterschaft 1966 in England.

F: Für mich ist ein spannender Aspekt der Recherche auch noch gewesen, wie die kleine regionale Geschichte dann auch immer wieder mit der großen Geschichte verzahnt ist. Da gibt es für mich sehr aussagekräftige Bilder. Zum Beispiel eine Ikone der österreichischen Innenpolitik, Bundeskanzler Kreisky, der ja eine ganze Ära in Österreich geprägt hat, ist mit Frau und Trachtenfrauen auf einem Bild zu sehen und es gibt ein Plakat von einem Begehren die 40-Stunden-Woche zu unterstützen. Oder ich habe herausgefunden, dass eine Schülerin der Schule, die ich besucht habe zur ersten Generation der RAF in Deutschland gehörte und so weiter. Das waren für uns natürlich auch persönlich ganz aufschlussreiche Aspekte der Recherche.

Mir hat dieses Zusammenspiel von Bild und Ton außergewöhnlich gut gefallen und dann hatte ich auch immer dieses Gefühl einer Fluchtbewegung; es war ja nicht nur „Fußball“, es gab auch mal „Urlaub“ und immer wieder Elemente von außen, die in die Gesellschaft hereinkommen. Für mich hat sich dadurch Eskapismus, eine Suche nach Auswegen erzählt. Die Leute wollen raus aus der Mitte Österreichs. Und am Ende mit dem Selbstmord kulminiert das dann. War das ein bewusster Gedanke oder ist das nur meine Interpretation?

A: Ich finde es eine gute Interpretation, ich müsste darüber nachdenken. Ob es da tatsächlich Eskapismus gab, wüsste ich nicht, aber wir waren eben nicht nur auf der Suche nach dem Spektakulären. Sondern es ging darum das ganz Alltägliche einzufangen. Deswegen eben auch die Amateurbilder. Es hätte auch schon ambitioniertere Hobbyfilmer gegeben, aber das hat uns nicht interessiert. Mir haben die Hobbyfilmer gefallen, die noch so gefilmt haben, wie man eigentlich fotografiert. Man sieht das auch an den Protagonisten, die wissen zum Teil gar nicht, was dieses Gerät vor ihnen ist. Da sind uns natürlich Schätze zugefallen. Wir haben ganz bewusst nach Material gesucht, das vielleicht für die Geschichte per se unwichtig ist, das aber etwas in Kombination mit dem Text erzählen könnte, obwohl die Bilder hässlich, verwackelt und dreckig sind. Der Dreck auf dem Film steht für mich metaphorisch auch dafür, dass wir versucht haben einen gesellschaftlichen Dreck unter dem Teppich hervorzuholen.

F: Ich finde die Interpretation auch sehr interessant. Ich denke, dass der Film auch die Geschichte einer ganz zögerlichen, ängstlichen Öffnung ist. Da gibt es zum Beispiel die Frage: Was ist ein Folk Beat? Im örtlichen Kino tritt plötzlich eine Folk Beat Band auf und dann kommt dieser hochkulturelle Kritiker und bespricht das nach Maßstäben, die dort überhaupt nicht greifen. Und so gibt es immer wieder Episoden im Film, die etwas Neues in diese Welt werfen und man weiß dann nicht, inwiefern man es begrüßen darf, wie sehr man sich davor fürchten muss. Da hat sich eben der Aktionsradius für die Bevölkerung erweitert. Die Zeit der ersten Italienurlaube war da ja schon vorbei, das war schon normal, aber man hat dann begonnen schon ein bisschen weiter zu reisen.

Würdet ihr euren Film als Gesellschaftsanalyse verstehen?

F: Analyse ist vielleicht zu weit gegriffen. Es geht eher darum ein Bild zu zeichnen und hinzusehen. Ich bin 1970 geboren und ich wollte mal die 5 Jahre vor und nach meiner Geburt anschauen. Es ist für mich eine Suche nach meinen soziokulturellen Wurzeln. Die Fotoalben meiner Familie wurden mir mit jedem Ansehen etwas fremder. Ich habe mir immer gedacht, dass das doch noch gar nicht so lange her ist und dennoch so unheimlich weit weg scheint. Es ist irgendwie so eine verdrängte Zeit, von der aber in der Mentalität der Leute noch so viel überlebt hat. So viel hat sich in Österreich seit dem nicht verändert, man muss sich ja nur das letzte Wahlergebnis ansehen.

A: In dem Sinn ist es dann schon ein analytischer Film. Aber unser Zugang war weniger ein soziologischer, als ein künstlerischer. Wir waren einfach dankbar über diese spannenden Geschichten aus der Regionalzeitung. Sie erzählen natürlich etwas über die Zeit, aber wir wollen dem Zuschauer selbst überlassen, das zu interpretieren. Es ist uns aber klar, dass der Film eine Sicht von unten ist und die Perspektive der Opfer einnimmt. Wir wollten nicht die Leute angreifen, die schon damals in der Zeitung an den Pranger gestellt wurden. Also analytisch ja, aber nicht mit klarem Schluss oder einer klaren Aussage, sondern mit der Möglichkeit für den Zuseher selbst Parallelen, etwa zur heutigen Zeit zu ziehen.

F: Wir sehen uns beide nicht als Meisterdenker berufen, die dann im Nachhinein aus der Position der Spätgeborenen ein abschließendes und umfassendes Urteil über eine ganze Epoche fällen. Das steht uns nicht zu.

A: Wir haben dafür immer wieder tolle Rückmeldungen bekommen. Die Vorstellungen in Österreich waren auch sehr gut besucht und immer wieder haben uns Menschen geschrieben, die sich zu den Opfern jener Zeit zählen und die dann gesagt haben: Danke für diesen Film, weil er einen Teil einer Wahrheit aufzeigt, die in den ganzen nostalgischen Fernsehreportagen nicht auftaucht.

F: Und in Österreich und sicher auch in Deutschland gibt es ja in den 70er und 80er Jahren die literarische Tradition des negativen Heimatromans und wir wollten mit großer Bestimmtheit von Anfang an keinen negativen Heimatfilm machen. Das wäre zu leicht, da gibt es Blaupausen dazu. Wir wollten auch die Sonnenseiten zeigen, einfach den normalen Schwebezustand zwischen Sonnen- und Schattenseite. Ich fand in einer Kritik sehr schön, dass geschrieben wurde, dass das ganz normale Glück der kleinen Leute gezeigt wird, ohne es ihnen abzusprechen.

Beim Schauen kam ein sehr starkes Gefühl für Rhythmus in mir auf. Wie wichtig ist euch das im Bezug auf Film mit eurem musikalischen Hintergrund?

A: Das ist eine ganz wichtige Ebene, ein Werkzeug, das man beim Filmemachen zur Verfügung hat. Man ist gut beraten, wenn man sich viele Gedanken dazu macht. Die Tonspur ist ja per se schon eine ganz wichtige, weil dort die ganzen Geschichten über Sprecher erzählt werden. Aber für uns war auch die Musik nochmal ein eigener Recherchezweig. Auf der einen Seite haben wir Musik einspielen lassen, relativ viel klassische Volksmusik aus der Gegend, die wir aber auch als sehr schöne Musik wahrgenommen haben. Wir haben uns im Film darüber auch überhaupt nicht lustig gemacht. Ich hoffe, dass das auch so rüberkommt. Die Musik bewegt sich zwischen Befremdung und Schönheit. Wir haben auch Musik von Andreas Kurz, einem Avantgarde-Künstler einspielen lassen und dann haben wir uns auf die Suche gemacht, was es zu jener Zeit an Underground-Pop-Musik gegeben hat. Aus dieser großen Masse war es dann viel Arbeit einen eigenen Rhythmus zu finden.



Ja, bei mir kam dann ein ganz eindrücklicher hypnotischer Sog auf. Die Erzählstimmen selbst fand ich sehr spannend. Sie haben die Artikel zwar nicht sarkastisch vorgetragen, aber man hat ihnen manchmal eine Freude beim Lesen angemerkt, in der Art und Weise wie Worte ausgesprochen wurden und so weiter. Wie war da die Arbeit für euch?

F: Das entspringt einer akustischen Vorstellung meiner Kindheit. Die Sonntagnachmittage habe ich immer bei meiner Mutter in der Küche verbracht und war beim Kochen dabei und da hat sie immer das Lokalradio laufen lassen. Und da gab es immer die Wunschkonzerte und die sind in so einem ganz verlogen-freundlichen Tonfall moderiert worden. Und daher wusste ich sofort, dass die Texte so gesprochen werden müssen. Und tatsächlich sind zwei der Sprecher pensionierte Rundfunkmoderatorinnen und einer ein lokaler Schauspieler. Die haben sofort was mit dieser akustischen Assoziation anfangen können und das dann auch perfekt umgesetzt.

A: Sie haben fantastische Arbeit geleistet. Es hat auch gar nicht lange gedauert und wir hatten eine sehr kurze, intensive Zeit miteinander. Sie haben das für sehr wenig Geld aufgenommen. Wir haben danach noch etwas nachbearbeitet und wir haben natürlich Unmengen an Material, was wir dann nicht verwendet haben. Einen zweiten Teil werden wir aber trotzdem nicht machen.

Ich habe mein Review für Nisimazine bereits vor unserem Interview geschrieben und habe dort euren Film so ein bisschen in einen österreichischen Kontext gesetzt und zwar hätte ich euren Film schon-entgegen eurer Aussagen-mit dieser typisch österreichischen Verachtung der eigenen Vergangenheit, die zugleich eine Form von Patriotismus ist, gesehen. Vielleicht kommt das aber auch nur bei mir, als Deutschen so an. Da spielt natürlich auch ein gewisser schwarzer Humor mit rein. Ein wenig hat es mich dann auch an Stossek 68-86 erinnert. In welcher Tradition würdet ihr euch denn da sehen?

A: Stossek 68-86 ist natürlich ein ganz toller Film und auch auf der literarischen Ebene gibt es mit Thomas Bernhard natürlich einen von uns beiden sehr geschätzten Menschen, der eine solche Tradition vielleicht auch gegründet hat. Aber es ging uns nicht unbedingt darum groß auf den Tisch zu hauen, sondern eher herauszufinden, wie ein Alltag zu dieser Zeit war. Aber gar nicht nach dem Motto, dass wir linken Städter das 2013 alles besser wissen.

F: Ich wohne eh auf dem Land.

A: Also ich kann viel mit diesen „Mach kaputt, was dich kaputt macht“ Filmen anfangen, aber in erster Linie ging es uns darum nicht. Und wurde auch mal zugeschrieben-und damit konnte ich sehr viel anfangen-dass auch eine gewisse Zärtlichkeit in diesem Film zu hören und zu sehen ist. Wir gehen eben nicht mit dem Vorschlaghammer an das Thema heran. Vielleicht kommen wir aber mit feineren Werkzeugen zu dem gleichen Schluss. Das müssen andere herausfinden. Es ist sicher auch kein Happy-Heimatfilm geworden. Der Film tut auch weh und es war uns von Anfang an klar, dass er wehtun darf.

F: Für mich war das dann im Ergebnis die Bestätigung, dass wir in Österreich aus so einer unbeholfenen, fehlerhaften Gesellschaft auch kommen und von denen auch bis zu einem gewissen Grad geprägt sind. Ein Freund von uns hat bezogen auf den Film Achternbusch zitiert: Diese Gegend hat mich kaputtgemacht und ich bleibe so lange bis man es ihr ansieht. Darum geht es aber für mich nicht. Natürlich kommen Leute im Film vor, die von der Gegend kaputtgemacht worden sind und die trotzdem lange geblieben sind. Auf der anderen Seite gibt es totales Grauen vor totalitären Verhältnissen, die ja bis heute noch spürbar sind in vielen Gesellschaftskreisen. Das hatte dann bestimmt damit zu tun, dass viele damals noch Kriegserfahrung hatten und sich nie kritisch damit auseinandergesetzt haben oder traumatisiert waren. Aber es ist auch faszinierend, was es vor 40 Jahren noch an Freiräumen gegeben hat, Dinge, die nicht reglementiert waren und die heute zu einem absoluten No-Go geworden sind. Dinge, die man mit dem Auto machen konnte zum Beispiel. Oder auch die Bilder im Film von spielenden Kindern, die auf mich eine ganz starke Wirkung haben. Ich selbst war als Kind noch stundenlang unbeaufsichtigt draußen und bei meinen eigenen Kindern tue ich mir mit ständigem Verantwortungsbewusstsein und wegen hochgeschaukelter Ängste einfach schwer. Unsere Kindergeneration ist unter ständiger Aufsicht. Da haben sich viele Dinge im Lauf der Zeit verschoben.

A: Diese Ambivalenz wollten wir eben auch im Film zeigen. Auf der einen Seite die autoritären Strukturen samt Tonfall in der Zeitung und auf der anderen Seite diese Freiheiten, die es heute nicht mehr gibt.

Bei mir kommt im österreichischen Kino einfach auch das Gefühl auf, dass nicht groß um die Themen herum geredet wird. Ihr sagt immer gleich: Das sind wir. In Deutschland sagt man gerne: Okay, da ist jemand der ist so, der könnte auch was mit uns zu tun haben.

A: Der Schmäh spielt da sicher auch noch mit rein.

F: Trotzdem ist die NS-Vergangenheit in Deutschland viel früher und ehrlicher in Angriff genommen worden als in Österreich.

Abschließend würde ich mich dafür interessieren wie die Arbeit für euch im Zweiergespann funktioniert. Wie funktioniert das und streitet ihr ab und an?

F: Wir setzen auf strenge Arbeitsteilung.

A: Das war jetzt unsere zweite Zusammenarbeit. Die ersten großen Recherche zu Texten und so weiter hat Florian alleine gemacht und hat mir ein großes Vertrauen geschenkt und diesen Stoff gegeben und gesagt: Mach einen Film daraus. Dann haben wir immer wieder gesprochen über 3 Jahre. Die Montage habe ich dann alleine gemacht. Ganz am Ende kam Florian nochmal dazu. Gestritten haben wir nie. Ab und an habe ich mir Sorgen gemacht, ich wollte zwischenzeitlich hinschmeißen, ich habe keinen Weg mehr gesehen durch dieses wahnsinnig viele Material. Aber dann wollte ich Florian nicht enttäuschen und ich wusste, dass es ein guter Film werden konnte und ich glaube, dass es ein guter Film geworden ist.





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