Sonntag, 15. September 2013

Still Life von Uberto Pasolini



“Still Life” von Uberto Pasolini handelt von John May, einem einsamen Mann, der sich um Menschen kümmert, die ohne Bekannte oder Verwandte sterben mussten. Er regelt ihren Nachlass und kümmert sich darum, dass sie ihrer Religion gemäß beerdigt werden. Dementsprechend beginnt der Film auch mit einer Sequenz, die aus dem Eleanor Rigby von den Beatles stammen könnte: Father McKenzie, writing the words of a sermon that no one will hear. Pasolini interessiert sich aber weder für den Pfarrer noch für die Toten, sein Fokus liegt auf John May, der einem ähnlich traurigem Ende entgegensteuert wie jene, denen er sein Leben widmet. John May lebt ein stilles Leben, geht gewissenhaft und ordentlich seiner Arbeit nach und hat ein großes Herz, das er niemandem offenbaren kann. 


Es ist ein nettes Drehbuch und alles ist sauber. Es ist zu sauber. Wie der aalglatte Fisch, der im Film auftaucht, bewegt sich Pasolini (es widerstrebt mir einen solchen Namen in Verbindung mit einem solchen Film zu schreiben) durch verschiedene Begegnungen, die er alle wohl überlegt geschrieben hat, die Freunden von schrulligen American Independent-Komödien ins Herz spielen dürften. Es ist eine Frechheit, dass dieser Film mit einem Regiepreis in Venedig ausgezeichnet wurde. Drehbuch vielleicht, Schauspiel von einem wahnsinnig menschlichen Eddie Marsan ganz sicher…aber Regie? Es ist eine Erzählung, die so sehr in Mustern aufgeht, dass man den Film eigentlich gleich wieder vergessen kann. Am Ende hat Pasolini dann auch jene Botschaft bereit, die so sehr zu seinem Film passt: Einsam sterben ja, aber in der Ewigkeit ist man nicht mehr einsam. Wie schön.
Ähnlich wie in „Never let me go“ von Mark Romanek donnert Rachel Portman auch hier den Film zu. Aber hat sich bei Romanek die traurige Gesamtstimmung noch mit Abstrichen getragen, so bricht sie der Regisseur hier eigentlich immer wieder in komischen Momenten und lässt die Musik trotzdem weiterdudeln. Ein Film-und das meine ich gar nicht respektlos-für ältere Frauen, die am Sonntagvormittag gerne in Matinée-Vorstellungen gehen.  Es gehört einiges an Mut und Klasse dazu Einsamkeit und Tot richtig zu erzählen. Uberto Pasolini hat weder den Mut noch die Klasse. Er verklärt Einsamkeit zur Romantik und findet dabei nicht mal neue Töne, sondern spielt auf jenen Tonleitern, die in den Anleitungen der klassischen Tragikomödie nachzulesen sind. 


2 Kommentare:

  1. Sie haben keine Gefühle. Sie haben den Film nicht verstanden. Es ist ein Film für Menschen, nicht Steine. John May hat ein grosses Herz, das niemand sieht. Leider. Doch ihren Kommentar könnte man lesen und denken, dass sie Ahnung hätten, die sie offenbar nicht haben.
    Dieser Film hat mich sehr bewegt. Er erzählt die Einsamkeit und die damit verbundene Traurigkeit sehr gut und bewegend. Man fühlt mit dem einsamen Mann, der sein Leben fremden Toten widmet, mit und wünscht ihm, dass er ein anderes Ende hat. Doch er wird einsam beerdigt, während bei seinem letzten Fall sich alle versammelt haben, die er aufgesucht hat. Sie deuten das Ende falsch: dass alle "seine" Toten um sein Grab stehen heisst nicht, dass man in der Ewigkeit zusammen kommt. Es ist mehr Sinnbild für alle diese vielen Menschen, die alleine gehen mussten - wie er. Es unterstreicht die Traurigkeit des Filmes nur noch mehr.
    Ich weiss nicht, ob sie auf den Regiesseur neidisch sind, aber sein Film ist sehr gut. Sie wollen wohl einfach nicht die Traurigkeit in ihren Geist lassen...

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