Freitag, 2. November 2012

Viennale 2012: Somebody Up There Likes Me von Bob Byington



In den folgenden Tagen wird es einige Besprechungen von Filmen geben, die gerade auf der Viennale zu sehen sind/waren.

Somebody Up There Likes Me von Bob Byington

von Sophie Eidenberger 



Max (Keith Poulson) lernt bei der Arbeit in einem Steakrestaurant Lyla (Jess Weixler) kennen. Sie ist besessen von Brotstangen, und hat auch ungefähr die Persönlichkeit einer Brotstange. Besonders wohl fühlt er sich nicht mit ihr, viele Gemeinsamkeiten scheinen sie auch nicht zu haben. Irgendwann beschließt Max, Lyla zu heiraten.
Von diesem Zeitpunkt an begleitet „Somebody Up There Likes Me“ Max durch sein ganzes weiteres Leben. (Außer einer Ausnahme, als Max sich vorher von seiner Ex-Frau scheiden lässt, die ebenfalls die Persönlichkeit einer Brotstange zu haben scheint. Brotstangen bestimmen anscheinend das Leben von Max.) Die Jahre vergehen; während alles um ihn herum weitergeht, scheint Max in einem Vakuum festzusitzen. Der einzige Fixpunkt dabei ist sein bester Freund Sal (Nick Offerman).



Die Charaktere von „Somebody Up There Likes Me“ sind nicht besonders humorvoll, zufrieden, oder dazu bereit, irgendetwas an ihren Situationen zu ändern. Ab und zu taucht ein ominöser blauer Koffer auf, dessen noch ominöserer goldstrahlender Inhalt die Menschen in seinen Bann zieht. („Pulp Fiction“ lässt grüßen) Wenn Max in den Koffer blickt, scheint er all das zu sehen, was ihm in seinem Leben fehlt.
Der Film erzeugt Komik, wo es nichts zu lachen gibt, zeigt Gefühle ohne Intimität. In erster Linie ist „Somebody Up There Likes Me“ durchaus als lustige Unterhaltung zu verstehen; trotzdem gibt einem der Film immer wieder zu denken. Das lustlose, ausrangierte Leben von Max, das sich in einer endlosen Routine verfangen hat, aus der es nie wieder ausbrechen wird, erinnert sehr an die Horrorvorstellungen, die man sich als Jugendlicher von seinem Erwachsenenleben ausmalt: Verpasste Gelegenheiten, Angst davor, aus dem Vertrauten auszubrechen und etwas Neues zu versuchen.
Die Ästhetik des Films ähnelt mit ihren zwischendurch auftretenden Comicelementen stark an „(500) Days Of Summer“ von Marc Webb, ebenso wie das Thema des verzweifelten Festklammerns an einer Liebe, die nicht wirklich existiert; überhaupt ein Thema, das im amerikanischen Independent-Comedy-Kino scheinbar seit Jahren Hochkonjunktur hat: Verlierertypen, interessante Musikeinsätze, im Kern ernsthafte Themen; kurz: die Absurdität des Lebens.  (ein weiteres schönes Beispiel: „Dark Horse“ von Todd Solondz, lief ebenfalls auf der Viennale; Kritik folgt) Es stellt sich die Frage, wie lange diese Außenseitergeschichten für das Publikum interessant bleiben, wenn doch eigentlich immer nur Variationen derselben Erzählstruktur um die verschiedenen Freaks, Loser und Muttersöhnchen gesponnen werden.

Verlierertyp? Tom in "500 Days of Summer"


Nach der Vorführung gab es ein Gespräch mit Regisseur Bob Byington, sowie Hauptdarstellerin Jess Weixler. Seine Idee hinter „Somebody Up There Likes Me“ sei vor allem die Geschichte von zwei besten Freunden gewesen. Es sei vor allem die einzige Story, in der man tatsächlich so etwas wie Liebe zu sehen bekommt. 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen