Montag, 26. Dezember 2011

Reihe Teil 3- Lars und die Frauen-Ryan Gosling


Als nächstes also ein Film aus dem Jahr 2007, Lars and the real girl von Craig Gillespie



Im Zentrum des Films steht eine abstruse Ausgangsposition, die schon in sich die gesamte Komik des Films, den einen Witz aus dem er sich konstruiert, beinhaltet: Ein junger Mann, etwas merkwürdig, bestellt sich eine Gummipuppe nach Hause, um sie wie seine richtige Frau zu behandeln. Das ganze Dorf spielt mit und hilft dem armen Kerl. Eine Parabel auf Toleranz.

Im klassischen American-Independent Look werden hier Werte verkauft und das ganze hätte ziemlich leicht ziemlich in die Hose gehen können, wäre da nicht der Hauptdarsteller Ryan Gosling. Wieder ist es der Hauptdarsteller, der den Film auf eine höhere Ebene hievt, der dem Film eine Tiefe gibt, die so eigentlich nicht vorhanden ist.



Ryan Gosling ist zu derartigen Performances fähig. Vom Disneyclub kommend, wo er neben Britney und Christina zu sehen war spielte er gleich mal einen Nazi. Auf die größere Landkarte beförderte er sich mit dem Film The Notebook. Nach seinem Auftritt als Romantic-Lead hätte man meinen können, dass er diese Linie weiterverfolgt wie zum Beispiel ein Richard Gere, der seit Jahrzehnten nicht aus seiner Haut flüchten kann, selbst wenn er es versucht. Aber Gosling ist ein Chamäleon. Er spielt suizidgefährdete junge Maler, drogenabhängige Lehrer, Anwälte, die wie Cops agieren und eben einen jungen Mann, der sich eine Gummipuppe als Ehefrau hält.

Lars Lindstrom heißt der Mann, der sich tatsächlich verliebt in das Plastikgeschöpf. Er verliebt sich tatsächlich. Hoffnungslos. Es sehen ihn zwar alle schräg an, aber eigentlich mögen ihn alle. Eine Kollegin im Büro trifft es besonders hart, weil sie auf Lars steht. Gosling lässt kaum in den Charakter schauen, er hat eines dieser Gesichter auf das man sein eigenes projizieren kann.

Funktioniert der Film deshalb so gut? Identifizieren wir uns mit dem Charakter oder ist es nicht mehr die kühle Distanz mit dem Gillespie dem Geschehen folgt, der Humor und das Herz? Gosling jedenfalls lässt einen gewissen Wahnsinn durchaus durchsickern.

Das Augenzucken


Die Haltung


Ein Lächeln, das niemals seinem gegenüber gilt


Passivität


Das ist Identifikation.

Was er also gemein hat mit Norton und Bale ist eine gewisse Neigung loszulassen, ein unterschwelliger Wahnsinn, der durchaus in der Lage ist auszubrechen. Eine Andersartigkeit, die gelebt wird. Christopher Plummer nannte diese Eigenschaft, die seiner Meinung nach jedem guten Schauspieler gemein ist „The great Rage“. Die Fähigkeit sich zu verlieren. Wie wunderbar ist es einem Schauspieler dabei zuzusehen, wie er schon lange losgelassen hat und selbst dagegen ankämpft.

Seine Mimik erlaubt eine Vielzahl von Eigenschaften, die man in den Ausdruck interpretieren kann. Er ist ein Mann der minimalistischen Darstellung, ein klassischer Filmschauspieler. Wir gehen ins Kino um genau das zu sehen. Natürlich träumt keiner (oder wenige) von uns davon sich eine Gummipuppe als Frau zu halten, aber trotzdem ist es eine Art loslassen, es ist ein Idioten-Spielen wie in Lars von Triers gleichnamigen Film, das uns fasziniert. Etwas riskieren, jemanden mit der Axt töten oder eben auf alle gut gemeinten Ratschläge pfeifen, alle zu überraschen und sich gegen jede Regel verhalten.

Idioten von Lars von Trier


Natürlich darf man nicht vergessen, dass das nicht alleine die Leistung von Ryan Gosling ist. Regie, Kostüm, Maske, Szenenbild…alle arbeiten an ihm, um den Wahnsinn, den wir alle lieben subtil zum Vorschein kommen zu lassen. Wenn das Herz dann auch noch angesprochen wird vergessen wir die Abartigkeit des ganzen. In den Händen von Giorgos Lanthimos (Dogtooth) wäre das ganze zum Beispiel zu einem deutlich schwerer verdaulichen Stoff geworden. Ein amerikanischer Film schafft es selbst aus einer abartigen Handlung noch klassische Erzählstrukturen und Emotionen zu locken. Gottseidank haben sie dort die besten Schauspieler zur Verfügung. Es geht weiter mit Natalie Portman in Black Swan von Darren Aronofsky.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen