Die durchkomponierten
Spielzeughäuser von Wes Anderson sind ein derart abgeschlossenes Universum,
dass mich langweilen könnte, darüber zu schreiben. Nun also in Lubitsch-Manier
ein ungarischer Ausflug, „The Grand Budapest Hotel“ mit deutschem Flair, in
deutschen Landen gedreht, alles ist bunt, wobei es durch einen historischen
Anstrich durchaus reduzierter bunt zugeht als beispielsweise in Indien oder unter
Wasser, und Kamera, Musik und Schnitt bewegen sich wie Pointen durch eine von
schnellen (und man ahnt es, pointierten) Dialogen überfluteten Welt.
Dort ist
Gustave H., in einer hinreißenden Liebenswürdigkeit von Ralph Fiennes gespielt,
romantische Gedichte rezitierend und mehr als Call-Boy für ältere Damen in
seinem Hotel denn als tatsächlicher Hotelbetreiber fungierend, ein menschlicher
Mensch. In Boxen gepackt der Rest, der wie gewohnt absurden Ereignisse rund um
ein Erbe und einen Lobby-Boy, eine Rahmenhandlung gibt es auch und dann gleich
noch eine; erzählerische Dekadenz und immer die Frage nach dem: Wie lange hat
man als Kind mit Puppen oder Playmobil am Stück gespielt, bis man es als
langweilig empfand? 10 Minuten?
Aber nein,
doch nicht mit dem Lobby-Boy. Anderson schafft viele eigenwillige Comicfiguren,
die wie alles in seiner Welt eindimensional einem einzigen Zweck dienen und
diesen habe ich noch nicht herausgefunden, vielleicht Skurrilität. Jedenfalls
muss man durchaus lachen, aber durch eine feinfühlige Charakterzeichnung vermag
es der Retro-Hipster, der Regie wie eine Mathematik der Unterhaltung zu
betreiben scheint, zu schaffen, dass man sich um den einen oder anderen
Stereotyp durchaus sorgt, denn liebenswert ist irgendwie alles.
Kamera
fährt, Kamera schwenkt, Kamera steht. Und mit jedem Schnitt könnte ein neuer
Lacher entstehen, wäre da nicht diese Strangeness und zeitweilige Härte, die
den Film vor schlimmeren bewahrt. Erzählkunst, die sich womöglich nicht immer
in Filmkunst übertragen lässt, aber die eben erzählerisch fesselt, denn ein in
sich stimmiges und atmosphärisches Universum hat Wes Anderson erschaffen, einer
Geschichte vor dem Kamin gleich, ein Abenteuer, eine Liebe, eine Message und
gleichzeitig nichts davon und alles doppelt.
Symmetrie,
ja, man kennt sie bereits. Menschen stehen gerne in der Bildmitte herum, sie
werden von zwei identischen Objekten gerahmt. Die Kamera bei Anderson steht im
Wasser, wie man so sagt, also das Bild ist nicht schief. Edward Norton schaut
einen langen Moment in die Kamera als er feststellt, dass die Gefangenen ausgebrochen
sind. Er sagt uns: Ah, Sie erinnern sich? In „Moonrise Kingdom“ habe ich dieselbe
Rolle gespielt, nur besser, obwohl mir der Film mit den Pfadfindern schlechter vorkommt, aber das
kann ich nicht beurteilen. Wes Anderson ist nicht interessiert an der Welt,
sondern nur an seiner Sicht auf die Welt, seiner schrulligen Sicht. Und diese
zitiert sich selbst, seit er begonnen hat Filme zu drehen.
Aber
natürlich sehr intelligent, immer himmelweit über dem Geschehen, ein
klassischer, ein guter Erzähler. Er malt ein Bild von einem historischen
Europa, manchmal versucht er es mit politischen Anklängen, lieber nicht, wenn dann pointiert. Es gibt
Trickaufnahmen, alles ist schön, ja. Jemand rennt über ein Dach, und hui, die
Menschen fahren aber schnell mit dem Schlitten. Kinderfilme für Erwachsene, nur
dass Kinder keine Freude an der formellen Selbstverliebtheit haben dürften. Das
Casting ist eine Augenweide, und Anderson ist ein zurückhaltender Regisseur,
was seine Schauspielführung betrifft (nicht, was seine Montage betrifft) und er
findet schöne, stille Momente in all dem konstruierten Wahnsinn.
Wenn
Anderson eine Sache mit Sicherheit verstanden hat, dann ist es seine eigene
Filmographie. Bei ihm ist jeder Film eine Antwort auf die vorherigen Filme. Manierierte
Oberflächlichkeit und das Gefühl eines Frühlingsgedichts in der Zeitung. Schön,
dass es schön ist.
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