Da mich doch einige Kommentare zu meinem Skyfall-Artikel
erreicht haben, möchte ich hier meinen Standpunkt (Artikel) noch einmal
verdeutlichen und mit einigen Tagen Abstand reflektieren. Die emotional
wertenden Adjektive des vorangehenden Texts zu dieser Thematik möchte ich
relativieren, da sie offenbar mehr als Übertreibung, denn als emotionale Regung
wahrgenommen wurden.
Gleich zu Beginn möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht
um die einzelnen von mir aufgezählten Punkte geht. (auch wenn das im
Text selbst so aussieht.) Vielmehr geht es um die Summe aus Parallelen zwischen
„Skyfall“ von Sam Mendes und der Batman-Trilogie von Christopher Nolan. Dass
dabei jede einzelne Parallele auch auf andere Filme anwendbar ist, verwundert
schon alleine deshalb nicht, weil die Batman-Trilogie sich ja auch munter in
der Filmgeschichte bedient. Aber sie bedient sich eben kreuz und quer und nicht
in übermäßiger Auffälligkeit an einem konkreten Vorbild. Und diese Auffälligkeit
ergibt sich aus der Quantität an Parallelen; nicht der Qualität. Natürlich mag
man mir jetzt vorhalten, dass man irgendwie immer Parallelen in großer
Häufigkeit zwischen zwei Filmen des gleichen Genres finden kann. Das mag sein,
aber in diesem Fall waren die Parallelen eben derart augenscheinlich, dass man
sie gar nicht suchen musste. Die Filmemacher verstecken ihr Vorbild ja auch
nicht: Sam Mendes on TDK.Viele haben den Film auch als eine Ansammlung popkultureller Zitate verstanden. Das würde sich aber gar nicht im Weg stehen mit der Tatsache, dass man eine immense Anzahl an Elementen und Strukturen aus der Batman-Reihe übernommen hat.
Nun kann man sagen, dass die James Bond
Franchise sich schon immer an aktuellen Blockbustertrends orientiert hat. Dann
kann ich auch allgemeiner formulieren: Der momentane Blockbustertrend besteht
aus einer gewissen Ernsthaftigkeit, die gebrochene Helden zeigt. Dabei spielt
immer das Verhältnis der diegetischen Welt zur realen Welt und Gesellschaft
eine Rolle. (egal ob Gotham oder London) Das Post 9/11 Dilemma und die ständige
politisch-terroristische Bedrohung spiegelt sich in den Bildern und Narrationen
des Blockbusterkinos des 21. Jahrhunderts wieder. Selbstjustiz und Auflehnung
gegen Institutionen prägen diese Filme. Das sind alles widerlegbare Thesen,
aber sie sind sicher nicht widerlegbar im Hinblick auf den Regisseur
Christopher Nolan. Mit seiner Batman-Trilogie und „Inception“ hatte er
wahnsinnig große Erfolge an der Kinokasse. (und darüber werden Blockbuster
definiert.) Diese Thesen lassen sich nun auch auf „Skyfall“ anwenden. Er
orientiert sich also an einem aktuellen Blockbustertrend, der von Christopher
Nolan mitbestimmt wird. Eigentlich doch nicht schlimm, wenn Bond das schon
immer macht, oder? Ich bin der Meinung, dass genau diese Haltung („Ist doch
nicht schlimm“) die Indifferenz vieler Zuseher gegenüber den immer gleichen,
kommerziellen Richtungen des Hollywoodkinos ausdrückt. Nur weil etwas seit fast
hundert Jahren gemacht wird, heißt das nicht, dass man es unkommentiert lassen
muss und für gut oder okay befinden muss. Ein gewisser Grad an Kopie und
Parallelität zwischen Filmen, eine gewisse Fülle an Zitaten ist absolut
verständlich und kann oft sogar den Kinogenuss verstärken; wenn aber eine
derartige Fülle aus einem anderen Film übernommen wird, dann halte ich das für
bedenklich (egal wie oft sowas schon vorkam); insbesondere da James Bond eben
ein eigenes Image hat, eine eigene Legacy und sich diese in meinen Augen sehr
mit dem Feeling eines modernen Blockbusters/Nolan-Films beißt. Das bedeutet
nicht, dass an dieser Stelle eingehackt werden soll in die mühseligen
Diskussionen, welcher Bond jetzt der Beste war und ob man die Verspieltheit der
alten Teile vermisst; ganz im Gegenteil, ich finde, dass „Skyfall“ dieses Thema
sehr elegant abhandelt. Die Frage, die sich stellt ist allgemeiner: Muss man es
gutheißen, wenn eine kommerzielle Erfolgsschablone auf eine eigentlich schon
bestehende Serie angelegt wird? Muss man es gutheißen, wenn ein Koch
herausgefunden hat welches Rezept gut funktioniert und einige Jahre lang nur
Variationen dieses Rezeptes anbietet?
Der Standpunkt dieses Blogs ist es, dass man das nicht
gutheißen muss. Nun sind schon die Konformisten zu hören, die Relativisten: Ja, es ist absolut klar, dass man nichts
dagegen tun kann und man sich diese Gedanken nicht machen muss. Vielleicht ist
es völlig überflüssig und zwar insbesondere deshalb, weil es eben hunderte
Beispiele gibt, (der Artikel heißt auch „Beispiel eines kommerziellen
Ideenklaus“) aber wenn die Orientierung an (kommerziellen und kreativen)
Vorbildern so auffällig gemacht ist, finde ich es nur richtig darauf
hinzuweisen. Das ist ein ideelles Anliegen. Der Punkt ist also, dass es
erstaunlich ist wie breit die Reproduktion gleicher Inhalte und Formen in
Hollywood heute nicht nur ignoriert, sondern auch noch honoriert wird. Denn
schaut man sich die Kritiken an loben sie vor allem die Transformation von
James Bond hin zu einem typischen Helden des 21.Jahrhunderts. Wer sagt denn
überhaupt, was ein typischer Held ist? Der Punkt ist auch, dass die
Bond-Franchise dieses „Mitschwimmen“ gar nicht nötig hätte. James Bond wäre in
der Lage selbst Trends zu setzen. Aber dazu hat man zu viel Angst, muss zu viel
Geld einspielen und muss ein zu unterschiedliches Publikum bedienen. Man wählt
den sichersten Weg. Das ist nachvollziehbar, vernünftig und üblich. Aber warum
muss man das ignorieren oder gar verteidigen? Indem man dem Blockbusterkino
diese Narrenfreiheit gibt, lässt man die Kluft zwischen europäischen und
amerikanischen Kino weiter aufklaffen, lässt kleine, mutige Produktionen weiter
im Sturm des Immergleichen versinken. Vielleicht sind das Gedanken, die man
sich vor 50 Jahren gemacht hat, vielleicht sind das gescheiterte Ideen.
Vielleicht ist es aber nicht schlecht sich ab und zu darüber klarzuwerden.
Es ist vollkommen klar, dass tausende Artikel dieser Art
nichts bewirken. Wie angedeutet, die Absichten sind ideeller Natur. Der Fokus
der Beschäftigung wird daher auch weiter und verstärkt auf dem europäischen und
unabhängigen Kino liegen. Die großen Blockbuster, die Menschenmassen ins Kino
bringen sind trotzdem von Relevanz. Sie machen das Filmegehen unserer Zeit aus
und man kann wundervolle Erlebnisse mit ihnen haben. Das alles sollte aber
nicht verhindern, dass man eine kritische Perspektive darauf bewahrt.
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