Dienstag, 18. Oktober 2011

Assoziationen eines Bildes

Dies ist für mich eine der besten Einstellungen, die ich je in einem Film gesehen habe:





                                                                                                                                                                                                                  


Sie ist aus dem Film 4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage von Cristian Mungiu.
Wer den Film gesehen hat, weiß um die Brisanz dieser Sequenz, den Druck und
das Gefühl erdrückt zu werden. Einem wird förmlich schlecht und man möchte-
so wie die Hauptfigur- einfach nur noch aufstehen und gehen. Man ist in dieser
Szene förmlich die Protagonisten. Zusätzlich werden aber im Dialog noch politische
und gesellschaftliche Werte vorgestellt und so spielt diese Szene auf mehreren Ebenen, was
sie unnheimlich reich macht. Der Regisseur erklärt im Making-Of, wie er die vielen Schauspieler
anwies immer auf der letzten Silbe des Vorredners anzufangen zu sprechen. So entsteht dieses
überfüllte, erdrückende Gefühl von Schwindel. Außerdem präsentiert er uns nicht das ganze Bild,
sondern schneidet viele der Leute am Tisch nur an, was zum einen dazu führt, dass wir den Regungen
der Hauptperson sehr gut folgen können, andererseits, aber den Raum noch viel enger erscheinen lässt.

Ich habe dieses Bild in meinem Freundeskreis herumgehen lassen und nach spontanen Assoziationen
gefragt. Erstaunlich wie nahe Leute, die den Film noch nie gesehen haben, dennoch an die Stimmung
kommen, die diese Szene gegen Ende des Films in einem auslöst:

unwohl, gefangen, essen, zu viel gegessen, hass, enttäuschung, familientradition, vertrauen, misstrauen,
prüfung, besaufen, trauer, bedrohung, überfüllt, leere, ...

Hier liegt eines der Genies von Cristian Mungiu.

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