Sonntag, 25. September 2011

Ten thousand waves

Warum schauen wir uns Filme eigentlich immer gerade sitzend vor einer Leinwand oder einem Fernseher an? Warum? Wer hat das festgelegt?



Heute war ich im Brandhorst Museum in München und habe mir dort auf Empfehlung einer Freundin "Ten thousand waves" von Issac Julien angesehen.

Dabei handelt es sich nicht um einen normalen, herkömmlichen Film, sondern eher eine Art Installation auf 9 Leinwänden.Eine sogenannte 9-Kanal-Videoinstallation. Schon beim Betreten des Museums hört man den immensen Sound mit dem das ganze verstärkt wird. Der Film läuft in einer Endlosschleife. Man steigt irgendwann ein und bleibt halt solange sitzen bis man merkt, dass man die Bilder schon gesehen hat. Oder bleibt einfach noch eine Runde sitzen.





Um es zu sagen: Man wird förmlich erschlagen im positiven Sinne. Man wird mitten hineingeworfen in die zum Teil schwer verständlichen und nur angedeuteten Geschichten, die sich alle auf asiatischen Boden abspielen. Überall passiert etwas. Soll man sich hinsetzen auf eine der Bänke oder soll man durch den Raum laufen? ich setze mich hin. Man hört und sieht. Alle Sinne sind gefordert, die Bilder sind wundervoll. Die traumhafte Maggie Cheung spielt eine der Hauptrollen. Die Gesetze der Montage werden ausgehebelt und gleichzeitig erklärt. Niemals habe ich die Stimmung einer Stadt so gut eingefangen gesehen wie auf 9 Leinwänden. Natürlich. Wenn man sich vorstellt mitten in einer Großstadt zu stehen, fühlt sich das ja auch eher so an wie 9 verschiedene Bilder gleichzeitig, als wie ein Bild.

Die Bilder sind perfekt. Die Stimmungen, die Lichtsetzung. Der Soundtrack drückt einen gegen die Wand, man atmet kaum. Und dennoch erwischt man sich dabei, wie man darüber nachdenkt auf welche Leinwand man schaut. Auf jeder läuft immer ein anderes Bild, machmal gar keines. Schuss, Gegenschuss, Point of View, Master, Halbnahe...alles gleichzeitig. Wir sehen das Bild eines Cutters vor seiner Arbeit. Und wir erkennen: In der Welt des Issac Julien ist nicht die Auswahl entscheidend, sondern unsere persönliche Wahrnehmung. Jeder wird jedesmal einen anderen Film sehen.Man könnte sich über die 3 Erzählstränge des Films unterhalten. Aber darum geht es dem Künstler meiner Ansicht nach nicht. Es geht ihm um die Macht des Bildes. Und die demonstriert er zweifelsohne. Bis zum Ende des Jahres läuft der Film im Museum. Sonntag kostet der Eintritt nur 1 Euro. Spendet ihn.






Und wer hat uns gesagt, wie man Filme machen muss?


http://en.wikipedia.org/wiki/Isaac_Julien  (Infos über den Regisseur)

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