In den folgenden Tagen wird es
einige Besprechungen von Filmen geben, die gerade auf der Viennale zu sehen
sind/waren.
Somebody Up There Likes Me von Bob Byington
von Sophie Eidenberger
Max (Keith Poulson) lernt bei der
Arbeit in einem Steakrestaurant Lyla (Jess Weixler) kennen. Sie ist besessen
von Brotstangen, und hat auch ungefähr die Persönlichkeit einer Brotstange.
Besonders wohl fühlt er sich nicht mit ihr, viele Gemeinsamkeiten scheinen sie
auch nicht zu haben. Irgendwann beschließt Max, Lyla zu heiraten.
Von diesem Zeitpunkt an begleitet
„Somebody Up There Likes Me“ Max durch sein ganzes weiteres Leben. (Außer einer
Ausnahme, als Max sich vorher von seiner Ex-Frau scheiden lässt, die ebenfalls
die Persönlichkeit einer Brotstange zu haben scheint. Brotstangen bestimmen
anscheinend das Leben von Max.) Die Jahre vergehen; während alles um ihn herum
weitergeht, scheint Max in einem Vakuum festzusitzen. Der einzige Fixpunkt
dabei ist sein bester Freund Sal (Nick Offerman).
Die Charaktere von „Somebody Up
There Likes Me“ sind nicht besonders humorvoll, zufrieden, oder dazu bereit,
irgendetwas an ihren Situationen zu ändern. Ab und zu taucht ein ominöser
blauer Koffer auf, dessen noch ominöserer goldstrahlender Inhalt die Menschen
in seinen Bann zieht. („Pulp Fiction“ lässt grüßen) Wenn Max in den Koffer
blickt, scheint er all das zu sehen, was ihm in seinem Leben fehlt.
Der Film erzeugt Komik, wo es
nichts zu lachen gibt, zeigt Gefühle ohne Intimität. In erster Linie ist
„Somebody Up There Likes Me“ durchaus als lustige Unterhaltung zu verstehen;
trotzdem gibt einem der Film immer wieder zu denken. Das lustlose, ausrangierte
Leben von Max, das sich in einer endlosen Routine verfangen hat, aus der es nie
wieder ausbrechen wird, erinnert sehr an die Horrorvorstellungen, die man sich
als Jugendlicher von seinem Erwachsenenleben ausmalt: Verpasste Gelegenheiten,
Angst davor, aus dem Vertrauten auszubrechen und etwas Neues zu versuchen.
Die Ästhetik des Films ähnelt mit
ihren zwischendurch auftretenden Comicelementen stark an „(500) Days Of Summer“
von Marc Webb, ebenso wie das Thema des verzweifelten Festklammerns an einer
Liebe, die nicht wirklich existiert; überhaupt ein Thema, das im amerikanischen
Independent-Comedy-Kino scheinbar seit Jahren Hochkonjunktur hat: Verlierertypen,
interessante Musikeinsätze, im Kern ernsthafte Themen; kurz: die Absurdität des
Lebens. (ein weiteres schönes Beispiel: „Dark
Horse“ von Todd Solondz, lief ebenfalls auf der Viennale; Kritik folgt) Es
stellt sich die Frage, wie lange diese Außenseitergeschichten für das Publikum
interessant bleiben, wenn doch eigentlich immer nur Variationen derselben
Erzählstruktur um die verschiedenen Freaks, Loser und Muttersöhnchen gesponnen
werden.
Verlierertyp? Tom in "500 Days of Summer" |
Nach der Vorführung gab es ein
Gespräch mit Regisseur Bob Byington, sowie Hauptdarstellerin Jess Weixler.
Seine Idee hinter „Somebody Up There Likes Me“ sei vor allem die Geschichte von
zwei besten Freunden gewesen. Es sei vor allem die einzige Story, in der man
tatsächlich so etwas wie Liebe zu sehen bekommt.
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