Samstag, 17. November 2012

Die Skyfall/Nolan Diskussion (Teil 2)



Da mich doch einige Kommentare zu meinem Skyfall-Artikel erreicht haben, möchte ich hier meinen Standpunkt (Artikel) noch einmal verdeutlichen und mit einigen Tagen Abstand reflektieren. Die emotional wertenden Adjektive des vorangehenden Texts zu dieser Thematik möchte ich relativieren, da sie offenbar mehr als Übertreibung, denn als emotionale Regung wahrgenommen wurden.



Gleich zu Beginn möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht um die einzelnen von mir aufgezählten Punkte geht. (auch wenn das im Text selbst so aussieht.) Vielmehr geht es um die Summe aus Parallelen zwischen „Skyfall“ von Sam Mendes und der Batman-Trilogie von Christopher Nolan. Dass dabei jede einzelne Parallele auch auf andere Filme anwendbar ist, verwundert schon alleine deshalb nicht, weil die Batman-Trilogie sich ja auch munter in der Filmgeschichte bedient. Aber sie bedient sich eben kreuz und quer und nicht in übermäßiger Auffälligkeit an einem konkreten Vorbild. Und diese Auffälligkeit ergibt sich aus der Quantität an Parallelen; nicht der Qualität. Natürlich mag man mir jetzt vorhalten, dass man irgendwie immer Parallelen in großer Häufigkeit zwischen zwei Filmen des gleichen Genres finden kann. Das mag sein, aber in diesem Fall waren die Parallelen eben derart augenscheinlich, dass man sie gar nicht suchen musste. Die Filmemacher verstecken ihr Vorbild ja auch nicht: Sam Mendes on TDK.Viele haben den Film auch als eine Ansammlung popkultureller Zitate verstanden. Das würde sich aber gar nicht im Weg stehen mit der Tatsache, dass man eine immense Anzahl an Elementen und Strukturen aus der Batman-Reihe übernommen hat.

Nun kann man sagen, dass die James Bond Franchise sich schon immer an aktuellen Blockbustertrends orientiert hat. Dann kann ich auch allgemeiner formulieren: Der momentane Blockbustertrend besteht aus einer gewissen Ernsthaftigkeit, die gebrochene Helden zeigt. Dabei spielt immer das Verhältnis der diegetischen Welt zur realen Welt und Gesellschaft eine Rolle. (egal ob Gotham oder London) Das Post 9/11 Dilemma und die ständige politisch-terroristische Bedrohung spiegelt sich in den Bildern und Narrationen des Blockbusterkinos des 21. Jahrhunderts wieder. Selbstjustiz und Auflehnung gegen Institutionen prägen diese Filme. Das sind alles widerlegbare Thesen, aber sie sind sicher nicht widerlegbar im Hinblick auf den Regisseur Christopher Nolan. Mit seiner Batman-Trilogie und „Inception“ hatte er wahnsinnig große Erfolge an der Kinokasse. (und darüber werden Blockbuster definiert.) Diese Thesen lassen sich nun auch auf „Skyfall“ anwenden. Er orientiert sich also an einem aktuellen Blockbustertrend, der von Christopher Nolan mitbestimmt wird. Eigentlich doch nicht schlimm, wenn Bond das schon immer macht, oder? Ich bin der Meinung, dass genau diese Haltung („Ist doch nicht schlimm“) die Indifferenz vieler Zuseher gegenüber den immer gleichen, kommerziellen Richtungen des Hollywoodkinos ausdrückt. Nur weil etwas seit fast hundert Jahren gemacht wird, heißt das nicht, dass man es unkommentiert lassen muss und für gut oder okay befinden muss. Ein gewisser Grad an Kopie und Parallelität zwischen Filmen, eine gewisse Fülle an Zitaten ist absolut verständlich und kann oft sogar den Kinogenuss verstärken; wenn aber eine derartige Fülle aus einem anderen Film übernommen wird, dann halte ich das für bedenklich (egal wie oft sowas schon vorkam); insbesondere da James Bond eben ein eigenes Image hat, eine eigene Legacy und sich diese in meinen Augen sehr mit dem Feeling eines modernen Blockbusters/Nolan-Films beißt. Das bedeutet nicht, dass an dieser Stelle eingehackt werden soll in die mühseligen Diskussionen, welcher Bond jetzt der Beste war und ob man die Verspieltheit der alten Teile vermisst; ganz im Gegenteil, ich finde, dass „Skyfall“ dieses Thema sehr elegant abhandelt. Die Frage, die sich stellt ist allgemeiner: Muss man es gutheißen, wenn eine kommerzielle Erfolgsschablone auf eine eigentlich schon bestehende Serie angelegt wird? Muss man es gutheißen, wenn ein Koch herausgefunden hat welches Rezept gut funktioniert und einige Jahre lang nur Variationen dieses Rezeptes anbietet?



Der Standpunkt dieses Blogs ist es, dass man das nicht gutheißen muss. Nun sind schon die Konformisten zu hören, die Relativisten:  Ja, es ist absolut klar, dass man nichts dagegen tun kann und man sich diese Gedanken nicht machen muss. Vielleicht ist es völlig überflüssig und zwar insbesondere deshalb, weil es eben hunderte Beispiele gibt, (der Artikel heißt auch „Beispiel eines kommerziellen Ideenklaus“) aber wenn die Orientierung an (kommerziellen und kreativen) Vorbildern so auffällig gemacht ist, finde ich es nur richtig darauf hinzuweisen. Das ist ein ideelles Anliegen. Der Punkt ist also, dass es erstaunlich ist wie breit die Reproduktion gleicher Inhalte und Formen in Hollywood heute nicht nur ignoriert, sondern auch noch honoriert wird. Denn schaut man sich die Kritiken an loben sie vor allem die Transformation von James Bond hin zu einem typischen Helden des 21.Jahrhunderts. Wer sagt denn überhaupt, was ein typischer Held ist? Der Punkt ist auch, dass die Bond-Franchise dieses „Mitschwimmen“ gar nicht nötig hätte. James Bond wäre in der Lage selbst Trends zu setzen. Aber dazu hat man zu viel Angst, muss zu viel Geld einspielen und muss ein zu unterschiedliches Publikum bedienen. Man wählt den sichersten Weg. Das ist nachvollziehbar, vernünftig und üblich. Aber warum muss man das ignorieren oder gar verteidigen? Indem man dem Blockbusterkino diese Narrenfreiheit gibt, lässt man die Kluft zwischen europäischen und amerikanischen Kino weiter aufklaffen, lässt kleine, mutige Produktionen weiter im Sturm des Immergleichen versinken. Vielleicht sind das Gedanken, die man sich vor 50 Jahren gemacht hat, vielleicht sind das gescheiterte Ideen. Vielleicht ist es aber nicht schlecht sich ab und zu darüber klarzuwerden.

Es ist vollkommen klar, dass tausende Artikel dieser Art nichts bewirken. Wie angedeutet, die Absichten sind ideeller Natur. Der Fokus der Beschäftigung wird daher auch weiter und verstärkt auf dem europäischen und unabhängigen Kino liegen. Die großen Blockbuster, die Menschenmassen ins Kino bringen sind trotzdem von Relevanz. Sie machen das Filmegehen unserer Zeit aus und man kann wundervolle Erlebnisse mit ihnen haben. Das alles sollte aber nicht verhindern, dass man eine kritische Perspektive darauf bewahrt.


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