Samstag, 28. Juli 2012

The Danny Boyle Rises

Opening London 2012


Gestern Abend war es möglich den Stil eines Filmregisseurs in einem völlig anderen Medium zu spüren; Danny Boyle (Trainspotting, Slumdog Millionair, Sunshine, 127 Hours, 28 Days Later, The Beach u.a.) inszenierte die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in London. Dabei bot er ein Spektakel an Kreativität, Humor und optischer Brillianz, um Großbrittanien und den Sport zu würdigen; die feste Verortung in einem popkulturellen Gesellschaftsgefüge, die aus seinen Filmen gewohnte Geschmackssicherheit bei der Auswahl einer Vielzahl von Musik aus den unterschiedlichsten Richtungen und der damit verbundene Aufbau einer intensiven, in diesem Fall fröhlichen Atmosphäre. Boyle hat es geschafft seine Handschrift durch die vielleicht aufwändigste Show aller Zeiten sichtbar zu halten. Als Truffaut in seinem berühmten Interview mit Alfred Hitchcock sagte, dass es den Anschein erwecke als könnten Engländer keine Filme machen, war das zu einer anderen Zeit und auch nicht annähernd abwertend gemeint; dennoch hätte ihm Danny Bolye ob der schieren Visualität und Filmhaftigkeit seiner gestrigen Inszenierung das Gegenteil bewiesen. Boyle zeigte Filmclips mit Flügen über Landschaften, wie man sie aus zum Beispiel 28 Days Later oder 127 Hours kennt. Chaplin, Hugh Grant, James Bond...sie alle hatten ihre filmischen Auftritte. Kenneth Branagh und Mr Bean durften dann sogar im Stadion glänzen; insbesondere Mr Bean hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen mit seiner fantastischen Humoreinlage in Verbindung mit Chariots of Fire. Interessant auch wie selbstbewusst Boyle Ausschnitte aus eigenen Filmen (bildlich oder musikalisch) in sein Mosaik integrierte. Jedenfalls spielte alles wundervoll zusammen und es ist erstaunlich wie stark man den Eindruck eines Boyle-Filmes hatte, obwohl es sich um eine Eröffnungsfeier gehalten hatte. Zum Großteil war es sogar besser als ein Boyle-Film. Wenn man das unendliche Fahneneinmarschieren nicht auf seine Kappe nimmt, dann kann man sogar sagen, dass er diesesmal das letzte Drittel nicht (wie üblich) vermasselt hat.

Danny Boyle



Ein anderes Thema ist nach wie vor The Dark Knight Rises. Der Film kann sich etwas lösen, von dem Schatten, der ihm beiwohnt und das ist auch absolut wünschenswert. Interessanterweise fallen die Kritiken schon deutlich negativer aus, als beim hochgelobten zweiten Teil The Dark Knight. Die Kritiker wefen Nolan ein Michael Bay-esques Kalkül vor, hätten gerne hier ein bisschen weniger Spektakel und dort ein bisschen weniger Spielzeit und wollen am liebsten gerne alle den Joker als Bösen haben; sie wollen keine politischen Allegorien, aber auch nicht zu viel Unterhaltung. Ihnen missfällt das Autorentum des Christopher Nolan, aber sie finden den Film zu maschinell. Sie finden den Film schwer verständlich und auch den Bösewicht.(letzteres zumindest in der Orginalfassung zurecht) Natürlich ist der Film auch zu düster und hoffnungslos und außerdem ist Christian Bale unsympathisch (Kritiker, die sowas schreiben, haben ihren Beruf verfehlt.); es ist interessant wie Nolan mehr oder weniger denselben Stil hinlegt für den er den Großteil seiner Karriere gelobt und zum Teil gehyped wurde und sich nun dafür rechtfertigen muss. Es ist wahr, dass er seine immer gleichen Themen im Moment lediglich variiert, dass man seine Bilder schon kennt in einem gewissen Sinne, aber The Dark Knight Rises ist der Abschluss einer Trilogie und da erwarte ich mir eine stilistische und thematische Einheit. Schwächen hatten auch Batman Begins, The Dark Knight oder Inception. Sein letzter Teil der Superhelden-Trilogie ist dagegen ein wundervoller Schlusspunkt, die Kulmination eines von Nolan modifizierten Universums, dessen volle Kraft sich nur entfaltet, wenn man eintaucht in alle drei Filme und sie als Gesamtpaket versteht. Sich ein Urteil zu bilden ohne Batman Begins zu kennen, geht nicht. Den Film als bloßen Nachfolger von The Dark Knight zu verstehen, geht nicht. Trotzdem scheinen das erstaunlich viele Kritiker genau so zu machen.

Hier meine englischsprachige Kritik zum Film

Christopher Nolan

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