Freitag, 6. Juli 2012

Österreich baut aber Waffen



Ich war im Kino und habe mir den neuesten Film des kanadischen Regisseurs David Cronenberg Cosmopolis angesehen. Obwohl Cronenberg nach seinem sehr durchschnittlichen A Dangerous Method (eine Durchschnittlichkeit, die bei einem Cast um Michael Fassbender, Keira Knightley, Viggo Mortensen und Vincent Cassel eigentlich einem Kapitalverbrechen gleicht.) wieder einigermaßen in die Spur gekommen zu sein scheint, war ich für kurze Zeit richtig wütend im Kinosessel über das, was ich da auf der Leinwand sehen musste.

Untertitel!

Okay, dass manchmal Satzzeichen falsch gesetzt werden oder englische Wörter etwas freier übersetzt werden, kann ich absolut nachvollziehen. Aber wenn diese Fehler zur Gewohnheit werden und fast in jedem zweiten Satz ein Fehler zu entdecken ist, wenn einfachste Tippfehler in den Untertiteln enthalten sind und manche Sätze so gar nicht verständlich sind, dann ist das eine Frechheit. Warum schaue ich den Film mit Untertiteln? Ich will, dass mir beim ersten Mal Anschauen kein Aspekt der Story verloren geht. Deshalb versuche ich so gut es geht der englischen Fassung zu lauschen, um in einzelnen Notfällen die Untertitel  zu konsultieren. Viele brauchen diese Untertitel aber noch viel dringender und diese Leute werden um ein Filmerlebnis gebracht mit dieser Ansammlung an Schwachsinn, der da bei Cosmopolis unter die Bilder gesetzt wurde.



Aber dann kam der Gipfel. Protagonist Eric Packer (gespielt von einem zumindest nicht störenden Robert Pattinson; trotzdem bleibt es mir ein Rätsel, wie man in dieser Rolle so wenig an Image gewinnen kann.) steht mit seinem Security-Chef neben einem Basketballcourt. Packer möchte die Waffe des Sicherheitsmannes sehen. Er gibt sie ihm mit dem Kommentar, dass sie in Österreich hergestellt wurde. Aber was steht in den Untertiteln: „Hergestellt in Tschechien.“ Gelächter im Kino. Kurz darauf dasselbe Spiel nochmal: Entsichern würde man diese Waffe, indem man Deutsch mit ihr spricht. In den Untertiteln: „Tschechisch.“

Was zur Hölle ist denn das? Zensur? Welches Recht nimmt sich hier die Firma heraus den Inhalt des Filmes zu verändern? Es könnte doch durchaus sein, dass Cronenberg eine Aussage treffen wollte mit der Wahl des Herstellungslandes der Waffe? Diese offensichtliche Verfälschung des Inhalts ist ein Vergehen am Film und am Zuseher. Sie reißt einen sogar aus dem Filmgeschehen. Sie erklärt einen für dumm und manipulierbar. An dieser Stelle würde mich tatsächlich interessieren, was die Motivation hinter diesem Eingriff ist. Will Österreich nicht als Waffenbauerland wahrgenommen werden( in Österreich) oder will man den neuen Österreich-Pazifismus verkörpern? Es sollte kein Recht geben, dass es erlaubt in einem Berufsfeld, dessen Aufgabe es ist Inhalte und künstlerischen Wert aus anderen Kulturen und Sprachregionen zu übersetzen, Änderungen vorzunehmen und diese Inhalte und diesen künstlerischen Wert damit zu verfälschen.  Wenn es nicht so ein lächerlicher Anlass wäre, wäre es ein politischer Eingriff in Kunst, wie zu ganz anderen Zeiten.


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